Zu Besuch bei Nord Coast Coffee in Hamburg

Seit 2015 verwöhnt die Nord Coast Coffee Roastery die Gaumen der Hamburger:innen mit gesun­dem Frühstück, lecke­ren Waffeln und erstklas­si­gen Kaffee­spe­zia­li­tä­ten. Erst zwischen Speicher- und Innen­stadt in der Deich­straße, mittler­weile auch im Eppen­dor­fer Weg und am Eppen­dor­fer Baum.

Nord Coast Coffee wurde von Paula und Jörn gegrün­det, die das Unter­neh­men bis heute leiten. Mit Paula habe ich in der Deich­straße über die spannende Zeit der Gründung und die unver­hoffte Expan­sion gespro­chen. Sie hat mir erklärt, weshalb der Kaffee von Nord Coast so beson­ders ist und was als Nächs­tes kommt. Viel Spaß beim Lesen!

Wie kam es zur Gründung von Nord Coast Coffee?

Jörn und ich haben uns über die gemein­same Arbeit in der Speicher­stadt Röste­rei kennen­ge­lernt. Ich war da im Vertrieb und er als Röster tätig. Die Röste­rei verfolgt einen tradi­tio­nel­len, eher klassi­schen Gedan­ken davon, wie Kaffee gerös­tet und präsen­tiert wird. Während dieser Zeit haben wir uns immer versucht weiter­zu­bil­den – das ist aber gar nicht so leicht, da es keine klassi­sche Röster­aus­bil­dung gibt. Wir haben dann Bücher gelesen, Seminare besucht und darüber immer stärker gespürt, dass wir unsere eigene Perspek­tive auf das Rösten und die Gastro­no­mie verwirk­li­chen möchten. Also haben wir Mitte 2014 angefan­gen einen Business Plan zu schrei­ben und 2015 gegründet.

Was hat euch mit dem ersten Café und der Röste­rei in die Deich­straße gezogen?

Die erste Location, die wir uns angese­hen haben, lag im Portu­gie­sen­vier­tel – der Inhaber war nicht so wirklich begeis­tert von unserer Idee, dort zu rösten. Zum Glück fand der Makler unser Konzept aber super und hat uns in die Deich­straße geführt. Die Lage zwischen Innen- und Speicher­stadt ist top, auf den ersten Blick konnten aber wir uns das diesmal so gar nicht vorstel­len. Die Location beher­bergte ein Reise­büro mit blauem Teppich und kleinen Räumen. Aber: sie war eben auch ein Ort mit toller Lage und großar­ti­gem Fleet­blick. Als wir uns das Ganze dann ohne Wände und mit einer Galerie über zwei Etagen vorge­stellt haben, war die Entschei­dung gefal­len. Und schon ging’s los: wir haben den Vermie­ter kontak­tiert und mit Unter­stüt­zung der Handels­kam­mer die Finan­zie­rung und den Umbau angescho­ben. Damals hätten wir uns nie erträu­men lassen, dass Menschen heute Schlange stehen für unseren Kaffee.

Der Gründungs­stand­ort der Röste­rei hat seine Heimat in der Hambur­ger Deich­straße, zentral gelegen zwischen Alt- und Speicher­stadt bzw. Hafen­city. Du kannst deinen Kaffee sowohl im Innen- als auch Außen­be­reich genie­ßen und dabei auf den ruhigen Nikolaifleet oder das geschäf­tige Treiben einer der bekann­tes­ten Straßen der Stadt blicken. Ein großer Teil der Deich­straße hat für die Hanse­stadt nämlich einen histo­ri­schen Wert: der Straßen­zug beher­bergt einige der letzten altham­bur­gi­schen Bürgerhäuser.

War es eure Vision, mehrere Cafés zu betreiben?

Überhaupt nicht, unser Fokus lag auf der Röste­rei mit einer angeschlos­se­nen Gastro­no­mie. Die ist uns schon wichtig, weil wir die Menschen unseren Kaffee probie­ren lassen wollen. Wir haben die zwei weite­ren Läden am Eppen­dor­fer Baum und im Eppen­dor­fer Weg nicht gesucht, sie haben uns gefun­den. Beide gehör­ten zuvor ehema­li­gen Kundin­nen aus meiner Zeit in der Speicher­stadt Röste­rei. Ich hab ihre Cafés dort im Vertrieb betreut und sie haben mich kontak­tiert, als sie ihr Geschäft aufge­ben wollten. Naja, und dann hat es einfach gepasst.

Was macht Nord Coast Coffee einzigartig?

Für uns ist die Kombi aus gesun­der Ernäh­rung und gutem Kaffee beson­ders wichtig. In 2015 gab es kaum Cafés in Hamburg, die wirklich guten Kaffee und ein gesun­des Frühstück mitein­an­der verbin­den. Wir lassen uns aus dem skandi­na­vi­schen und austra­li­schen Raum inspi­rie­ren und möchten unseren Gästen leichte, vorwie­gend vegeta­ri­sche Küche anbie­ten. Die kombi­nie­ren wir mit beson­de­ren Kaffee­spe­zia­li­tä­ten in den bekann­ten dunklen, aber auch spannen­den hellen Röstun­gen – momen­tan haben wir sieben Filter­kaf­fees und zwei Espresso-Sorten im Angebot.

Jörn und dir sind soziale Fakto­ren beson­ders wichtig. Was treibt euch an?

Ich bin in Brasi­lien aufge­wach­sen, meine Eltern haben im Anbau­ge­biet gelebt und Kaffee als Neben­pro­dukt selbst angebaut. Seitdem weiß ich: Kaffee ist ein absolu­tes Luxus­pro­dukt aber bei den Bauern, die seine Grund­lage produ­zie­ren, bleibt viel zu wenig hängen. Ich möchte mit dem, was ich tue und wie ich lebe gern etwas zurück­ge­ben. Nächste Woche reisen Jörn und ich nach Ruanda zu den Menschen hinter unserem Filter­kaf­fee Ruanda Women’s Coffee Project. Ein Siegel auf dem Papier ist uns nicht wichtig – wir möchten sehen, dass soziale und ökolo­gi­sche Projekte wirklich durch­ge­führt werden. Viele Kaffees bezie­hen wir deshalb direkt von den Farmern. Wenn uns das aufgrund unserer Größe nicht möglich ist, möchten wir zumin­dest die Liefer­ket­ten sauber nachvoll­zie­hen können.

Dir geht es nach dem Lesen des Inter­views so wie mir und du willst unbedingt einen der sieben Filter­kaf­fees oder zwei Espressi auspro­bie­ren? Dann ab in eines der Cafés oder direkt in den Online­shop der Nord Coast Coffee Roastery. Paula, Jörn und Team versen­den an jedem Diens­tag und Freitag, sodass die Bohnen in wenigen Tagen in deiner Mühle und/oder Maschine landen.

Was sollte ich bei meinem ersten Besuch bei euch nicht verpassen?

Wenn du probier­freu­dig bist, dann einen Filter­kaf­fee mit fruch­ti­ger Bohne und heller Röstung. Ruanda oder Kenia zum Beispiel. Beide finde ich spannend, weil ihre Charak­te­ris­tika so sehr vom typisch schoko­la­di­gen Kaffee­ge­schmack abwei­chen. Oder einen Flat White in mittle­rer Röstung mit leich­ter Fruchtnote.

Wie sehen eure Pläne für die nächste Zeit aus?

Wir möchten die Röste­rei ausbauen. Wir rösten hier in der Deich­straße mit einer sechs Kilogramm-Maschine und so ist Jörn täglich dabei, damit wir die drei Läden und den Online Shop bedie­nen können. Zukünf­tig würden wir gern die beson­de­ren Sorten in kleinen Chargen weiter­hin hier vor Ort rösten und alles weitere in einem größe­ren Produk­ti­ons­be­reich abseits des Cafés.

Drei Cafés, eine Röste­rei – eure Freizeit ist knapp. Dennoch: was ist dein Tipp für alle Besucher deiner Heimatstadt?

Na selbst­ver­ständ­lich solltest du Nord Coast Coffee besuchen, ich bestehe darauf. Ansons­ten kann ich das Café Marshall Street am Chile Haus empfeh­len, das hat ein ehema­li­ger Mitar­bei­ter von uns vor zwei Jahren gegrün­det und macht dort einen tollen Job. In unserer Freizeit sind wir super gern mit unserem Hund am Falken­stei­ner Ufer unter­wegs – ein toller Ort für stunden­lange Spazier­gänge und Erholung nahe der Großstadt.

Die zwei Fotos von Paula und Jörn stammen vom Fotogra­fen Malte Dibbern - vielen Dank!